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Aktuell liegt eine Störung bei uns vor. Die Details zur Störung finden Sie hier:
Bis vor kurzem lag eine Störung bei uns vor.
SCHNEIDER:
Meine Mutter hat vier Söhne grossgezogen und mochte den Muttertag nicht sonderlich. Sie sagte: «364-mal im Jahr ist Vatertag – nur einmal Muttertag.»
Ich mochte ihren Kommentar nicht, denn wir wuschen an diesem Tag ohne zu murren das Geschirr und trockneten es freiwillig ab. Aber ihre Rechnung stimmte: Sie hatte viel Arbeit mit uns vier immer hungrigen, mit völlig unterschiedlichen Stundenplänen versehenen und gern draussen im tiefen Dreck spielenden Rackern.
Ihr Alltag begann stets ganz früh und endete ganz spät.
Ich bedaure, ihr nicht öfter gesagt zu haben, wie dankbar ich ihr für alles bin, was sie für uns getan hat. Unsere Töchter werden sich in dieser Hinsicht aber nie Vorwürfe machen müssen. Sie sind schon an normalen Tagen hilfsbereit, doch am Muttertag laufen sie zu Höchstform auf.
Der ist in unserer Familie nämlich ein 24-Stunden-Jubeltag, an dem die Kinder von früh bis spät ihrer Mutter vermitteln, wie grossartig sie sie finden und wie lustig, wichtig, warm, hilfsbereit, originell und fröhlich. Was natürlich nicht heisst, dass die Mutter in den Augen unserer Kinder manchmal nicht auch nervig, streng, ungerecht, unnachgiebig, ordnungsfanatisch, verständnislos, intolerant, oder vollkommen unfair sein kann.
Wie auch immer. Die Planung des Muttertags begann früher, als die beiden noch nicht mal im Kindergarten waren, direkt nach Weihnachten. Sie horteten die zahllosen Bastelarbeiten zu Ehren der Mama in einer Zimmerecke unter einer Decke, die Bescherung ähnelte Heiligabend.
Heute ist die Vorbereitungszeit kurz, basteln tun sie nicht mehr, aber die Mama feiern sie nach wie vor und unverändert heftig. Und welche Rolle spielt der Vater? Ganz einfach: Ich bin immer noch das Hilfspersonal, dessen Arbeit an Muttertagen ganz früh beginnt und erst ganz spät endet.
SCHREIBER:
Als Kind war mir der Muttertag fremd, denn meine Mutter fand das eine wertlose Alibiübung.
Das sehe ich anders. Und da der Muttertag immer auf einen Sonntag fällt, eignet er sich natürlich auch besser als Jubeltag als etwa ein Geburtstag. Ich durfte mich daran gewöhnen, verwöhnt, überrascht und beschenkt zu werden.
Denn das taten unsere Töchter, sobald sie mit Schere, Pinsel und Klebstoff umgehen konnten. In meinem Regal stehen immer noch diese rührenden Preziosen von ihnen, eine Katze aus Karton, perlenbesetzte Briefe und ein Glas mit Gutscheinen: Schaumbad für Mama, Zimmer aufräumen für Mama, Blumen giessen für Mama.
Das Schönste war immer das Frühstück im Bett: Ich lag schon lange wach und hörte die Schritte, das Flüstern, das Kichern und das Werkeln unserer Kinder – und das Stampfen meines Mannes, der sich als umtriebiger Assistent ins Zeug legte. Nicht nur mir zu Ehren, sondern aus Freude an seinen Töchtern. Jedes Jahr bekam ich einen Strauss aus wilden Frühlingsblumen: Flieder frisch vom Baum, Akeleien, Pfingstrosen, manchmal stibitzt aus Nachbars Garten. Eine duftende Pracht, die schönsten Sträusse überhaupt, bei denen aus jeder Blüte die Liebe wuchs.
Und dann? Dann gingen wir wandern. Etwas, was an jedem anderen Tag mühsam war, manchmal auch sehr mühsam. Ausser am Muttertag. Wie ich das liebte!
Nun sind unsere Töchter erwachsen. Sie basteln und dichten kaum noch – und ich erwarte auch kein Tamtam mehr. Jedes Jahr rechne ich damit, dass sich niemand mehr an den Muttertag erinnert. Aber bis jetzt haben sie mich nicht vergessen – und wenn ich ehrlich bin, also ganz ehrlich, dann erhoffe ich mir auch dieses Jahr einen Muttertag mit Frühstück im Bett und Blumen und Überraschungen und Umarmungen und einer Wanderung. Hoffentlich lesen meine Liebsten rechtzeitig diesen Text.
ALMA UND IDA
ALMA UND IDA
ALMA UND IDA
ALMA UND IDA
ALMA UND IDA
Tipp
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