30.04.2024

Verwöhnt, überrascht, beschenkt!

Der Jubeltag im Hause Schreiber und Schneider

Die Chronisten des Alltags

Seit 24 Jahren schreiben Sybil Schreiber und Steven Schneider in der «Coopzeitung» humorvoll aus ihrem Ehe- und Familienalltag. Längst haben sie Kultstatus erreicht. Steven Schneider stammt aus Würenlingen, spielte beim FC Brugg in der 1. Liga Fussball und schreibt, wenn er nicht gerade Bücher verfasst oder mit seiner Frau auf einer Lesebühne steht, für den ANSCHLUSS.
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SCHNEIDER:

Meine Mutter hat vier Söhne grossgezogen und mochte den Muttertag nicht sonderlich. Sie sagte: «364-mal im Jahr ist Vatertag – nur einmal Muttertag.»

Ich mochte ihren Kommentar nicht, denn wir wuschen an diesem Tag ohne zu murren das Geschirr und trockneten es freiwillig ab. Aber ihre Rechnung stimmte: Sie hatte viel Arbeit mit uns vier immer hungrigen, mit völlig unterschiedlichen Stundenplänen versehenen und gern draussen im tiefen Dreck spielenden Rackern.

Ihr Alltag begann stets ganz früh und endete ganz spät.

Ich bedaure, ihr nicht öfter gesagt zu haben, wie dankbar ich ihr für alles bin, was sie für uns getan hat. Unsere Töchter werden sich in dieser Hinsicht aber nie Vorwürfe machen müssen. Sie sind schon an normalen Tagen hilfsbereit, doch am Muttertag laufen sie zu Höchstform auf.

Der ist in unserer Familie nämlich ein 24-Stunden-Jubeltag, an dem die Kinder von früh bis spät ihrer Mutter vermitteln, wie grossartig sie sie finden und wie lustig, wichtig, warm, hilfsbereit, originell und fröhlich. Was natürlich nicht heisst, dass die Mutter in den Augen unserer Kinder manchmal nicht auch nervig, streng, ungerecht, unnachgiebig, ordnungsfanatisch, verständnislos, intolerant, oder vollkommen unfair sein kann.

Wie auch immer. Die Planung des Muttertags begann früher, als die beiden noch nicht mal im Kindergarten waren, direkt nach Weihnachten. Sie horteten die zahllosen Bastelarbeiten zu Ehren der Mama in einer Zimmerecke unter einer Decke, die Bescherung ähnelte Heiligabend.

Heute ist die Vorbereitungszeit kurz, basteln tun sie nicht mehr, aber die Mama feiern sie nach wie vor und unverändert heftig. Und welche Rolle spielt der Vater? Ganz einfach: Ich bin immer noch das Hilfspersonal, dessen Arbeit an Muttertagen ganz früh beginnt und erst ganz spät endet.

SCHREIBER:

Als Kind war mir der Muttertag fremd, denn meine Mutter fand das eine wertlose Alibiübung.

Das sehe ich anders. Und da der Muttertag immer auf einen Sonntag fällt, eignet er sich natürlich auch besser als Jubeltag als etwa ein Geburtstag. Ich durfte mich daran gewöhnen, verwöhnt, überrascht und beschenkt zu werden.

Denn das taten unsere Töchter, sobald sie mit Schere, Pinsel und Klebstoff umgehen konnten. In meinem Regal stehen immer noch diese rührenden Preziosen von ihnen, eine Katze aus Karton, perlenbesetzte Briefe und ein Glas mit Gutscheinen: Schaumbad für Mama, Zimmer aufräumen für Mama, Blumen giessen für Mama.

Das Schönste war immer das Frühstück im Bett: Ich lag schon lange wach und hörte die Schritte, das Flüstern, das Kichern und das Werkeln unserer Kinder – und das Stampfen meines Mannes, der sich als umtriebiger Assistent ins Zeug legte. Nicht nur mir zu Ehren, sondern aus Freude an seinen Töchtern. Jedes Jahr bekam ich einen Strauss aus wilden Frühlingsblumen: Flieder frisch vom Baum, Akeleien, Pfingstrosen, manchmal stibitzt aus Nachbars Garten. Eine duftende Pracht, die schönsten Sträusse überhaupt, bei denen aus jeder Blüte die Liebe wuchs.

Und dann? Dann gingen wir wandern. Etwas, was an jedem anderen Tag mühsam war, manchmal auch sehr mühsam. Ausser am Muttertag. Wie ich das liebte!

Nun sind unsere Töchter erwachsen. Sie basteln und dichten kaum noch – und ich erwarte auch kein Tamtam mehr. Jedes Jahr rechne ich damit, dass sich niemand mehr an den Muttertag erinnert. Aber bis jetzt haben sie mich nicht vergessen – und wenn ich ehrlich bin, also ganz ehrlich, dann erhoffe ich mir auch dieses Jahr einen Muttertag mit Frühstück im Bett und Blumen und Überraschungen und Umarmungen und einer Wanderung. Hoffentlich lesen meine Liebsten rechtzeitig diesen Text.

ALMA UND IDA

Blumenrausch

Am Abend vor Muttertag sind wir beide noch mit unserem Hund spazieren gegangen. Mama war ganz beeindruckt, dass wir von uns aus einfach losgezogen sind. Was sie nicht wusste: Wir waren mit Gartenscheren unterwegs und haben am Waldrand Zutaten für ihren Strauss geholt. Unsere Sträusse sind legendär. Einmal waren wir am Muttertag in Schweden, und überall blühten Fliederbäume. Das war der tollste Strauss aller Zeiten.
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ALMA UND IDA

Maibummel

Mama liebt Picknick, Mama liebt Wanderungen. Wandern mochten wir gar nicht, aber es war Muttertag, also zogen wir zu viert los, mit dabei unser Hund und meistens auch ein Rucksack voller Köstlichkeiten. Einmal haben wir Mama mit einem gedeckten Tisch im Wald überrascht, den wir mit Papa am Vormittag vorbereitet hatten. Wir waren nicht sicher, ob es klappen würde, aber tatsächlich hatte niemand davon genascht, als wir eine Stunde später «zufällig» daran vorbeispazierten. Mama war sprachlos und weinte ein bisschen, das gehört auch zum Muttertag. Ihre Tränen. Vor Glück.
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ALMA UND IDA

Gaumenschmaus

Wir kochen gern, und Mama schlemmt gern. Darum haben wir für ihr Frühstück im Bett immer ganz viele leckere Sachen zubereitet. Avocadomousse, Pastetli und immer auch eine Dose Kaviar. Gabs nur am Muttertag. Mama durfte das ganze Glas allein essen, sie liebt Kaviar. Wir finden ihn eklig. Aber es ist ja ihr Tag.
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ALMA UND IDA

Bastelwerk

Heimlich zu basteln, war etwas ganz Besonderes: Wir hatten Verstecke unterm Bett und hinter Stühlen. Papa hatte Zutritt, Mama durfte wochenlang nicht in unser Zimmer. Was haben wir alles hergestellt: Seifen, Gutscheine, Mandalas, Traumfänger, Bändelchen, Briefe. Gemeinsam etwas für unsere Mama zu gestalten, war unglaublich schön, wir Schwestern waren bei der Arbeit ganz versunken.
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ALMA UND IDA

Ausklang

Nach so einem Muttertag waren wir beide fix und fertig. Die ganze Anspannung, die Planung, die Vorfreude waren für uns Kinder fast wie Weihnachten. Einfach andersrum. Auch Papa war meistens müde, nur Mama, die war immer total aufgekratzt. Oft hat sie dann spontan bei schönem Wetter auf der Veranda eine Flasche Wein geöffnet und mit Papa angestossen. Wir konnten sie hören, wenn wir oben bei offenem Fenster ins Bett krochen. Ihre Stimmen, ihr Lachen, wir hörten, dass Mama glücklich war. Dass beide glücklich waren. Und wir am allermeisten.
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Tipp

Brauchen Sie Ideen für den perfekten Muttertag?

Wir haben ein paar spezielle Tipps aus der Region für Sie herausgepickt.

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