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09.06.2021

Fernreisen

Fernreisen, eine Bereicherung für unsere Seele oder ein unbedachter Anstieg des eigenen ökologischen Fussabdrucks?

Stabschef Knecht Reisen Windisch, Fernreisen-Spezialist

Matthias Reimann

»Denn Fernreisen machen uns zu weltoffenen undverständnisvolleren Menschen.«

ibb-anschluss-maerz-2021-1t2m-matthias-reimannIch habe viel von der Weltgesehen, aber jetzt ist die Tür, die in die Ferne führt, fast ganz zu. Wer kann, schaltet das Kopf Kino ein, zehrt von seinen Erinnerungen. Unser grösstes Problem als Reiseveranstalter ist die Ungewissheit, wann es wieder wirklich losgeht. Eines stellen wir aber jetzt schonfest: Es ist ein grosses Bedürfnis zum Reisen vorhanden.

Kein Wunder: Reisen ist in unserer Kultur elementar. Wir machen beim Reisen Erfahrungen, die uns kein Film und kein Buchermöglichen. Fernreisen erweitern den Horizont und bereichern uns. Wir staunen über Kontraste, reflektieren das Leben. Natürlich: Nicht jeder ist dafür gemacht, im Einbaum auf abenteuerliche Weise den Amazonas zu bezwingen.

Aber auch auf einer Schiffsreise erlebt man die Natur, besucht einheimische Dörfer, lernt andere Lebensentwürfe kennen. Genauso auf einer Safari im südlichen Afrika in einer Kleingruppe und mit lokalem Reiseleiter. Das schafft so intensive Begegnungen mit Menschen, Tieren, Landschaften, dass unser Leben nachhaltig beeinflusst werden kann.

Ich wünsche mir deshalb, dass jene, die reisen wollen, dies bald wieder tun können. Vielleicht werden wir morgen eine neue, andere Reisewelt haben. Egal.

Wichtig ist, dass wir unseren Entdeckerdrang wieder ausleben können.

Geschäftsleiterin WWF Aargau

Tonja Zürcher

»Fernreisen sind kein Alltagskonsumgut.«

ibb-anschluss-maerz-2021-1t2m-tonja-zuercherEs gibt gute Gründe um zu reisen. Etwa um den Kopf zu lüften, am Meer zu sein, Wärme zutanken. Das alles ist in Europamachbar, wir habenwundervolle Strände in Frankreich, Spanien, Kroatien, Italien. Die meisten dieser Destinationen sind mit dem Zug problemlos erreichbar.

Und natürlich sind Reisen in die Ferne etwas Bereicherndes. Wer sich auf eine andere Kultureinlässt, eine andere Klimazone erlebt, ein paar Wörter einer anderen Sprache lernt, entwickelt auch seine Persönlichkeit. Aber dafür sollten wir uns Zeit nehmen und auch die Seele mitnehmen, die meist etwas länger braucht, um anzukommen.

Und wer langsam reist, ist länger unterwegs. Etwa, wenn man mit dem Zug nach China fährt, mit dem Velo nach Nordafrika oder auf dem Frachtschiff nach Südamerika. Das lässt uns die Distanzen begreifen und die Grösse der Welt erahnen. Damit wird die Anreise bereits Teil der Erfahrung. Wir können aber auch in einem Tag um die halbe Welt fliegen, um eine Woche im weissen Sand zu liegen. Wir hinterlassen stets einen ökologischen Fussabdruck, wenn wir mobil sind. Wir verbrauchen Rohstoffe und Energie, produzieren Müll und Treibhausgase. Eine Fernreise sollte deshalb wohlbedacht sein. Wenn wir auf das Flugzeug verzichten und uns Zeit nehmen, werden sie zu einem aussergewöhnlichen Erlebnis.