20.03.2023

Energie in der Natur

Heizung runterdrehen, Wärmedämmung montieren, Wärme erzittern: viele Wege, den Winter zu überstehen.
Rehe und ihr Energiemanagement 
Tiere haben viele Strategien, um den Winter zu überstehen. Igel schlafen durch, Schwalben ziehen fort, Frösche frieren fast ein. Rehe hingegen wechseln in einen saisongerechten Energiemodus, der vor allem aus Sparen besteht: Magen und Darmoberfläche werden eingeschrumpft, die Oberfläche verkleinert sich, das ermöglicht das Verwerten von schwer verdaulicher Nahrung. Die Durchblutung der Aussenschichten wird verringert, in kalten Nächten senken Rehe gar ihre Kerntemperatur ab.  Meist verbringen sie ihre Zeit daher liegend im dichten Unterholz und zehren vom im Herbst angefutterten Fett. Periodisch kommen sie auf die Beine, nutzen allfälligen Sonnenschein, um sich aufzuwärmen, bewegen sich aber so wenig wie möglich. Als Feinschmecker finden sie im Winterwald nur ein beschränktes Menü vor und naschen einzig Tannen- und Eichentriebe, Brombeerblätter und in der Not auch Efeu. 
reh

Ruhe, bitte!
Den Rehen hilft auch ihr Winterkleid, das sie im Spätherbst anlegen. Es besteht aus hohlen Haaren, was ein isolierendes Luftpolster schafft, und ändert für die dunkle Jahreszeit seine Farbe von Rot zum Gräulichbraun des Waldes. Auch schliessen sich die Rehe, im Sommer eher Einzelgänger, zu Gruppen zusammen: Mehr Augen und mehr Ohren nehmen Luchse und Füchse schneller wahr, ihre Winterfeinde in unseren Wäldern. Eine Flucht bringt das Energiemanagement aus den Fugen, wachsam sein ist deshalb überlebenswichtig. Genau deshalb sollen Waldbesucher im Winter unbedingt auf den Wegen bleiben, um das Wild nicht aufzuscheuchen.

Werden die Tage länger, erweitern Knospen und eiweissreiche Gräser das Menü, das Sommerhaar entwickelt sich, und im späten Frühling setzen die Geissen ihre Kitze. Faszinierend: Die Paarung findet jeweils Ende Juli, Anfang August statt, das befruchtete Ei entwickelt sich aber erst ab Ende Dezember. Diese sogenannte Keimruhe führt dazu, dass Brunft und Säugezeit auf die Sommermonate fallen, wenn das grösste und qualitativ hochwertigste Äsungsangebot besteht.

Tiere auf Sparflamme:
  • Heizung runterdrehen: Der Igel senkt im Winter seine Körpertemperatur von 36 Grad auf 1 bis 8 Grad.
  • Wärmedämmung montieren: Die Blaumeise plustert sich auf – dadurch entsteht eine isolierende Luftschicht unter dem Gefieder.
  • Wärme erzittern: Bienen rücken zusammen und bilden eine Traube; um durch die Kälte zäh gewordenen Honig wieder flüssig zu machen, erzeugen sie mit ihrer Flugmuskulatur durch Zittern Wärme. 
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Kantonaler Reservatsaufseher Thomas Amsler

Der erfahrene Jäger und Fischer Thomas Amsler aus Untersiggenthal ist kantonaler Reservatsaufseher für den Klingnauer Stausee und den Flachsee in Rottenschwil, beides nationale Schutzgebiete von internationaler Bedeutung.

 

 

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